Zukunft Grün – aber wie?
Es fängt beim Einwegbecher an und macht beim Smartphone nicht halt: Wir werfen zu viel weg und verwenden viel zu wenig wieder.
Dr. Bettina Rechenberg
Fachbereichsleiterin „Nachhaltige Produkte und Produktion, Kreislaufwirtschaft“ Umweltbundesamt
Die Lösung ist, ein Produkt möglichst lange zu verwenden oder zumindest seine Materialien bestmöglich wiederzuverwerten. Die Fachleute sprechen von Kreislaufwirtschaft – und die muss gestärkt werden, auf allen Ebenen:
Schon beim Design können die Hersteller festlegen, wie lange sein Produkt hält, ob es sich einfach und günstig reparieren lässt oder beim kleinsten Defekt auf den Müll wandert. Ist der Akku im meinem Smartphone beispielsweise fest verklebt oder leicht austauschbar? Das Design entscheidet auch darüber, ob sich Bauteile oder Materialien am Produktlebensende mit vertretbarem Aufwand wiedergewinnen lassen – und verhindert so, dass wir kostbare Rohstoffe erneut aus den Minen in aller Welt unter erheblichen Umweltauswirkungen und teilweise auch mit erheblichen sozialen Problemen gewinnen müssen.
Nach dem Design kommt die Herstellung. Eine wichtige Rolle spielt die Materialwahl. Setze ich für die Motorhaube auf schwer recycelbare Faserverbundwerkstoffe oder nehme doch klassisch Aluminium, ebenfalls leicht, aber besser zu recyceln? Umweltbilanzen, die den ökologischen Fußabdruck solcher Produkte bewerten, geben die Antwort. Auch wir im Umweltbundesamt erarbeiten solche Bilanzen. Kunststoffverpackungen sind mitunter schwierig zu recyceln, da sie aus unterschiedlichsten Materialien bestehen können. Lebensmittelverpackungen gibt es aus PE, PP, PS oder PET. Alle landen am Ende hoffentlich in der gelben Tonne oder dem gelben Sack, müssen dann aber mühsam getrennt werden. Manche Kunststoffe sind leider noch gar nicht sortierbar und damit nicht recycelbar wie schwarze Kunststoffe. Neben der Materialvielfalt stört im Recycling, dass Verpackungen oft aus Verbundmaterialien bestehen. Ein klassisches Beispiel ist die Milchtüte: Der Verbundkarton ist zwar für uns Verbraucher praktisch, von den Materialien landen aber weniger als die Hälfte wieder in neuen Produkten. Ökologische Mindeststandards für die Ermittlung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen, etwa nach dem neuen Verpackungsgesetz, setzen hier neuerdings zum Glück bessere Anreize für mehr Umweltschutz.
Der Staat kann auch abseits von Verpackungen dabei helfen, dass die Hersteller den Stand der Technik so umweltgerecht wie möglich umsetzen. Etwa mit Ökodesign-Standards, die technische Neuerungen in ressourcenschonende Bahnen lenken, was z.B. Energieverbrauch und Reparaturfähigkeit angeht. Verbindliche Normen könnten z.B. auch dafür sorgen, dass es nicht Dutzende, sondern nur noch einen Standard für Handyladekabel gibt. Das erleichtert den Austausch und die Weiternutzung beim Smartphone-Upgrade.
Was können wir Verbraucher und Verbraucherinnen eigentlich tun für die Kreislaufwirtschaft? Zunächst einmal ist es wichtig, informiert zu sein und auf staatlich anerkannte, unabhängige Umweltlabel wie den Blauen Engel, die Euroblume als europäisches Umweltzeichen oder den Grünen Knopf für Textilien zu achten. Zudem können wir beim Kauf auf Langlebigkeit und Reparierbarkeit achten. Und wenn wir wissen, was die 34 Einwegkaffeebecher pro Kopf und Jahr mit der Umwelt machen, greifen wir vielleicht lieber zur Mehrwegtasse.
Hersteller, Vertreiber, Verbraucher und Verbraucherinnen haben also viel vor sich. Aber die Kreislaufwirtschaft lohnt sich: Sie schont die Umwelt und knapper und immer teurer werdende Rohstoffe, um die immer mehr Menschen auf den Weltmärkten konkurrieren. Sie schont das Klima, etwa wenn für recyceltes Aluminium 95 % weniger Energie benötigt wird, als für neu hergestelltes. Sie schützt auch die Gesundheit, wenn wir Giftstoffe schon beim Design vermeiden und im Recycling ausschleusen. Kurzum: Die Kreislaufwirtschaft ist unverzichtbar für eine zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweise, die unsere planetaren Grenzen respektiert.
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Weitere Informationen finden Sie unter www.umweltbundesamt.de