Dementsprechend verhalten sie sich: Die prozentualen Ausgaben der Unternehmen für soziale Zwecke waren von den Fünfzigern bis in die Neunzigerjahre wesentlich höher als heute.
„Die unsichtbare Hand“
Dabei beruht diese Überzeugung an die sagenhafte Funktion des alles richtenden Marktes auf nichts anderem als blindem Glauben. Denn um zu begründen, warum der Markt so toll ist, verwenden Volks- und Betriebswirtschaftler gern „die unsichtbare Hand“ des Marktes. Zu Deutsch: Man weiß es nicht, aber man glaubt daran.
Welche Rolle „die unsichtbare Hand“ spielt, wenn Menschen Mitmenschen helfen, hat noch kein Wirtschaftswissenschaftler gesagt. Und ob das Handlungsprinzip des ehrbaren Kaufmanns, Geschäfte per Handschlag abzuschließen, „marktkonform“ ist oder es besser wäre, seinen Partner bei nächster Gelegenheit übers Ohr zu hauen und die Abmachung anzufechten. Dazu hat sich „die unsichtbare Hand“ auch noch nicht erklärt. „Marktkonformer“ wäre das gewiss.
Es gibt also im Leben der Menschen noch etwas, das trotz allen Geldes der Welt viel wichtiger ist als der Markt: die Menschlichkeit. Nur weil wir Kranken helfen, weil wir uns um Behinderte bemühen, weil wir an in Not geratenen Menschen nicht achtlos vorübergehen, sind wir Menschen. Wer kennt nicht das Glücksgefühl, jemandem geholfen zu haben? Es eint in diesem Augenblick Schenker und Beschenkten: Beide sind froh und dankbar dafür.
Nun geben wir dem Staat durch unsere Steuern viel Geld, um Menschen in Not zu unterstützen. Deshalb ist der Etat des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit 43 Prozent des Gesamthaushalts der größte aller Ressorts.
CSR ist nicht selbstverständlich
Wir – und auch die Unternehmen – wissen aber, dass das nicht reicht. Eine so zentrale Aufgabe kann man nicht komplett delegieren.
Seit etwa zehn Jahren lernen die Unternehmen wieder, „menschlicher“ zu werden. Es ist dort mittlerweile bekannt, dass ein Unternehmen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft hat. Der Fachbegriff dazu heißt „Corporate Social Responsibility (CSR)“. Sie begründet sich schon daraus, dass die Gesellschaft die Unternehmen gewähren lässt. So etwas ist nicht selbstverständlich, sondern ein hohes Kulturgut unserer westlichen Welt. Denn in vielen Ländern werden Unternehmen gegängelt, erpresst oder enteignet.
Aktionsfeld soziale Verantwortung
Immer mehr Firmen greifen ihre soziale Verantwortung auf, und immer mehr Unternehmen informieren sich, wie sie helfen, wie sie Verantwortung übernehmen können. Das zeigt sich auch an den Teilnehmerzahlen des 10. „Deutschen CSR-Forums“ (www.csrforum.eu), an dem im Frühjahr mehr als 700 Personen teilnahmen, um gemeinsam oder in Diskussionsrunden über Kooperationen zwischen Unternehmen und Gruppen der Zivilgesellschaft mehr zu erfahren und zu diskutieren.
Auch auf dem 11. „Deutschen CSR-Forum“ am 20. und 21. April 2015 in Ludwigsburg bei Stuttgart, wird das Thema eine große Rolle spielen.
Soziale Verantwortung ist ein Aktionsfeld, in dem sich immer mehr Menschen engagieren. Es macht deutlich, dass über den Gesetzen des Marktes noch viel wichtigere Gesetze stehen, eben die Gebote von Moral und Menschlichkeit. Den Unternehmen und Institutionen, die hier heute schon tätig sind, kann man nur dankbar sein, dass sie nicht alles dem Markt unterordnen.