Wie stellen Sie sich eine lebenswerte Zukunft für uns alle vor, wie wollen Sie leben?
Eine Zukunft wird lebenswert für uns alle, wenn jeder Einzelne von uns auch Platz in ihr findet. Dies bedingt, dass wir radikale gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Veränderungen vorantreiben, die nicht mehr nur wenigen, sondern uns allen zugutekommen. In meinem neuen Buch „Zukunft ist ein guter Ort“ habe ich meine Vision niedergeschrieben, wie es uns gelingen kann.
Auch wenn es schon lange die Regel sein sollte, ist das Engagement von Unternehmern für die Umwelt und Soziales nicht selbstverständlich. Warum ist es Ihnen so wichtig?
Ökologie und soziales Handeln stehen deshalb bei mir an erster Stelle, weil beide die Grundlage für einen langfristigen Erfolg sind. Was nützt es uns, wenn wir durch rücksichtsloses Wirtschaften Menschen zugrunde richten oder Raubbau an unserem Lebensraum begehen? Ich möchte meinem Kind eine Welt hinterlassen, die zumindest nicht schlechter ist als jene, die ich als Kind genießen durfte.
Sie sind selbst erfolgreiche Unternehmerin, was braucht es, um ein Unternehmen „sozial“ zu führen, und wie setzen Sie das konkret in Ihrem Unternehmen um?
Es braucht sehr wenig dafür: Menschenliebe allein genügt. Respekt und der Umgang auf Augenhöhe gehören ebenfalls dazu. Wir bei manomama haben keine Hierarchien, wir begegnen uns wertschätzend und helfen einander. Die Maximierung der Menschlichkeit dabei ist mir stets wichtiger als die Maximierung des monetären Profits. Eine betriebswirtschaftlich schwarze Null reicht.
Viele Unternehmer entziehen sich der Verantwortung mit der Ausrede, es sei kostentechnisch nicht immer abbildbar, faire Löhne zu bezahlen. Was möchten Sie diesen Unternehmern sagen und wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter zu fairen Konditionen zu beschäftigen?
Ich möchte ihnen nichts sagen, denn es steht mir nicht zu, über andere Unternehmen und deren Zustände ohne Kenntnis zu urteilen. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir es seit fast zehn Jahren erfolgreich vormachen: mit vermeintlich unqualifizierten Menschen in einer längst ausgestorbenen Branche Stundenlöhne über zehn Euro und mehr zu erwirtschaften. Dabei ist manomama seit Anbeginn zu 100 Prozent eigenkapitalfinanziert, erhielt nie Wirtschaftssubventionen und Fördermittel. Man kann also verstehen, dass ich nicht nachvollziehen kann, wenn Unternehmer argumentieren, dass selbst Mindestlöhne mit qualifizierten Kollegen nicht erwirtschaftbar wären. Das sind faule Ausreden zulasten der Bediensteten.
Neben dem sozialen Aspekt legen Sie ebenfalls großen Wert auf eine nachhaltige Produktion. Welche Aspekte stehen bei Ihnen dabei im Vordergrund, und warum lohnt sich das?
Die Kriterien sind klar: Radikale Regionalität – wir verwenden bis auf die Biobaumwolle jegliche Zutaten aus dem Umkreis von 500 Kilometern um Augsburg. Rohstoffe natürlichen Ursprungs werden ausschließlich in kontrolliert biologisch erzeugter Form verarbeitet und wir verzichten auf zahlreiche chemische Hilfsmittel, die sehr gerne in der Textilindustrie verwendet werden. Darüber hinaus konzentrieren wir uns auch mehr und mehr darauf, Reste aus industriellen Fertigungen zu nutzen und ihnen ein zweites Leben zu verleihen. Denn: Warum neu machen, wenn es bereits existierendes Material gibt. Upcycling und Recycling ist mein Augenmerk in den nächsten Jahren.
Was für Ratschläge können Sie anderen Unternehmern an die Hand geben, um selbst nachhaltiger und vor allem sozialer zu wirtschaften?
Ratschläge sind meines Erachtens kein wirksames Instrument, um Menschen zu bewegen. Vielmehr möchte ich meine Unternehmerkollegen inspirieren und ermutigen, entgegen ihren Befürchtungen Entscheidungen zu treffen. Sie werden überrascht sein, dass viel mehr gelingt, als man sich vorstellen kann. Sich für Menschen und für die Umwelt zu entscheiden, macht die Welt zu einer besseren. Und, das sollten wir nicht vergessen: Wir alle leben in ihr.