Gute Rentenpolitik geht nicht ohne eine gute Arbeitsmarktpolitik. Und eine gute Arbeitsmarktpolitik ist ohne gute Familien- und Gleichstellungspolitik undenkbar.
Henriette Wunderlich
SoVD-Referentin für Sozialpolitik
Foto: Privat
Aktuell wird viel über die Zukunft der Alterssicherung in Deutschland diskutiert und um Lösungen gerungen. Das ist richtig so. Denn eine gute Absicherung im Alter ist ein zentrales Versprechen unseres Sozialstaates. Dass dies vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft eine Herausforderung darstellt, liegt bei einem umlagefinanzierten System wie unserem auf der Hand: Die Beiträge, die in die Rentenkasse fließen, werden direkt als Renten wieder ausgezahlt. Nimmt die Zahl der Beitragszahlenden ab und die der Rentner*innen zu, dann scheint das zunächst eine gewisse Schieflage darzustellen. Entscheidend ist jedoch nicht die Anzahl an Beitragszahlenden und an Rentner*innen, sondern das Finanzvolumen, das dahintersteht. Wenn wir es also schaffen, dass mehr Geld in die Rentenkasse fließt, dann sind auch weiterhin (gute) Renten finanzierbar.
Warum steht „gute“ in Klammern? Als SoVD sind wir zwar von dem aktuellen Rentensystem überzeugt – siehe www.diebessererente.de – gleichzeitig erleben wir in unseren Sozialberatungen, wie Menschen, insbesondere Frauen, von ihrer Rente nicht leben können und das, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben. Die durchschnittliche Rente von Frauen lag 2023 bei etwas über 900 Euro und damit über 400 Euro unter der der Männer. Frauen haben im Arbeitsleben eine Lohnlücke von aktuell 18 Prozent, die im Laufe des Lebens zu einer Rentenlücke von über 30 Prozent heranwächst – wenn wir nur die gesetzliche Rente betrachten. Mit den anderen Vorsorgeformen wird es nicht besser.
Im Gegenteil: Strukturelle Benachteiligungen und Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt wirken sich später auf das Gesamtrenteneinkommen von Frauen aus. Minijobs, Teilzeit, lange Erwerbsunterbrechungen und tendenziell schlechter bezahlte Jobs prägen diese Ungleichheit und verschärfen sich in Systemen, die nicht auf einen solidarischen Ausgleich setzen.
Deshalb gilt leider: Wer während der Erwerbsphase ein geringes Einkommen hat und wenig Beiträge in die Rentenkasse zahlt, wird am Ende nur eine kleine Rente haben.
Wer während der Erwerbsphase ein geringes Einkommen hat, wird kaum Geld übrig haben, um davon eine private Altersvorsorge aufbauen zu können.
Das heißt: Gute Rentenpolitik geht nicht ohne eine gute Arbeitsmarktpolitik. Und eine gute Arbeitsmarktpolitik ist ohne gute Familien- und Gleichstellungspolitik undenkbar. Daher lauten unsere Forderungen an die Politik: Anhebung des Mindestlohns auf 15,02 Euro, Umwandlung der Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Stärkung der Tarifbindung, Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, Weiterentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung, Verabschiedung des Rentenpakets II und perspektivisch die Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent.
Gleichzeitig können wir auch selber dazu beitragen, dass das gesetzliche Rentensystem in keine Schieflage gerät. Wir müssen verstehen, wie das System funktioniert und uns bewusstmachen, was familiäre und berufliche Entscheidungen für Auswirkungen auf die spätere Rente haben können. Und der Staat hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass wir diese Entscheidung frei treffen können.
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