Rund 350.000 in Not geratene Tiere nehmen die dem Deutschen Tierschutzbund e.V. angeschlossenen Tierheime und Auffangstationen jedes Jahr neu auf. Als Dachverband vereint der Deutsche Tierschutzbund über 740 örtliche Tierschutzvereine mit rund 550 vereinseigenen Heimen. Neben hohen Energie- und Personalkosten bringen Millionen Straßenkatzen die Tierschützer weiter in Bedrängnis. Kurz vor Winterbeginn ist der Tierschutz in Deutschland am Limit und ruft im Namen der Tiere um Hilfe.
Der praktische Tierschutz vor Ort ist kollabiert. Insbesondere bei Katzen können die Tierschutzvereine und deren Einrichtungen der Flut an Tieren nicht mehr gerecht werden.
Thomas Schröder
Präsident des Deutschen Tierschutzbundes
Volle Tierheime, leere Kassen, zu wenig Personal
Laut einer aktuellen Umfrage des Tierschutzbundes kommen 97 Prozent der örtlichen Tierschutzvereine bei der wachsenden Aufnahme von Katzen an ihre Kapazitätsgrenzen; häufige Aufnahmestopps sind die Folge1 . So ist es vor allem die fehlende deutschlandweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten, die zu einer Überbelegung mit unerwünschtem Katzennachwuchs sowie Fundkatzen und verwaisten Kitten von Straßenkatzen führt. Zudem werden vermehrt Tiere abgegeben, da durch die gestiegenen Energiekosten, gestiegenen Futterpreise und die Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte viele Tierbesitzer sich die Haltung ihrer Schützlinge nicht mehr leisten können. Die Situation im praktischen Tierschutz ist alarmierend – finanziell und personell. Die Erhöhung des Mindestlohns hat zu höheren Personalkosten in den ohnehin unterbesetzten Tierheimen geführt. Tierschutzvereine und Tierheime kämpfen mit leeren Kassen, einige stehen kurz vor dem Aus. Die Zukunft ohne Unterstützung ist ungewiss.
Tiere und Tierheime brauchen rasche Hilfe
In Europa gilt Deutschland mit rund 35 Millionen Haustieren2 als das Haustierland Nr. 1 – die Tierliebe scheint hierzulande besonders groß zu sein. Das bundesweite Netz von Tierschutzvereinen mit Tierheimen und tierheimähnlichen Einrichtungen füllt das im Grundgesetz festgehaltene Staatsziel Tierschutz mit Leben. Obwohl sie Leistungen im Auftrag der öffentlichen Hand, wie die Betreuung von Fundtieren oder beschlagnahmten Tieren übernehmen, haben die politisch Verantwortlichen die Tierheime über Jahrzehnte im Stich gelassen.
Mit einer Fordermitgliedschaft oder einmaligen Spende helfen Sie der Tierschutzarbeit!
Deutscher Tierschutzbund e.V. Sparkasse KölnBonn
IBAN: DE88 3705 0198 0000 0404 44
BIC: COLSDE33
Nachbesserungen auf allen Ebenen
Die Politik hat durch Versäumnisse auf ordnungsrechtlicher Ebene die Lage der Tierheime verschärft. Der Deutsche Tierschutzbund fordert nicht nur finanzielle Hilfe, sondern auch Maßnahmen zur Reduzierung der Tierheimbelastung. Dazu gehören ein Verbot oder Regulierung des Onlinehandels mit Tieren, um spontane Käufe und illegalen Tierhandel einzudämmen. Ein Sachkundenachweis vor der Tieranschaffung und eine Positivliste, die vorgibt, welche Tierarten privat gehalten werden dürfen, könnten ebenfalls die Zahl abgegebener Tiere verringern. Eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten könnte die unkontrollierte Vermehrung der Tiere einschränken, was die Anzahl der aufzunehmenden und zu versorgenden Kitten im Tierheim reduzieren und die Tierheime auch bei der Kastration und Versorgung von Straßenkatzen entlasten würde.
Die Katze – ist sie wirklich des Deutschen liebstes Haustier?
In den letzten 10 Jahren stieg die Anzahl der gehaltenen Katzen um 33 %1 . Damit steigt auch die Anzahl an unkastrierten Katzen, die entlaufen, ausgesetzt oder sich als Freigänger miteinander oder mit Straßenkatzen fortpflanzen können. Einer der Hauptgründe für die angespannte Lage in den Tierschutzvereinen ist die Flut an Kitten, die jedes Jahr die Tierschützerinnen und Tierschützer überschwemmt. Personelle und finanzielle Ressourcen für Eindämmung des Tierleids fehlen an allen Ecken!
Im November 2022 wurde die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) novelliert, was die finanziell angespannte Situation der Tierheime und Tierschutzvereine zusätzlich verschärft. Insgesamt sind die Kosten für die Kastration einer Katze um 20 bis 30 % gestiegen (Matzner, 20232 ). Nur eine konsequente flächendeckende Kastration von Straßenkatzen und Freigängerkatzen kann die Situation langfristig verbessern und das Leid des beliebtesten Haustiers in Deutschland verringern. 2023 wurden 15,7 Millionen Katzen in Privathaushalten gehalten und damit bleibt die Katze das beliebteste Haustier in Deutschland (IVH & ZZF, 20242).
Tierheime helfen.Helft Tierheimen!
Tierheime leisten Großartiges und sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Ihre vielfältigen Aufgaben finanzieren die Tierschutzvereine vor allem über Spenden und Mitgliedsbeiträge, welche immer häufiger ausbleiben.
Erschwerend kommt hinzu, dass Kommunen anfallende Kosten für die Fundtierbetreuung – eigentlich eine kommunale Pflichtaufgabe– nicht kostendeckend erstatten. In der Folge wirtschaften viele Tierheime am Existenzminimum. Trotz der schwierigen Umstände stehen Tierheime für alle Tiere in Not ein. Um diese Standards auch weiterhin halten zu können, brauchen sie aber mehr finanzielle Unterstützung der Kommunen, der Veterinärverwaltung und der Länder.
In der Solidargemeinschaft ist die Verantwortung jedes Mitglieds gefragt
Der Deutsche Tierschutzbund greift seinen Tierheimen in Not selbst finanziell unter die Arme. Und dies, obwohl er keine öffentlichen Gelder erhält, sondern sich ausschließlich aus Spenden, Nachlässen, Beiträgen seiner Fördermitglieder und Paten sowie Unternehmenspartnerschaften finanziert.
Daher bittet der Deutsche Tierschutzbund Privatpersonen wie Unternehmen, den Tierheimen solidarisch zur Seite zu stehen. Der Tierschutz ist aktuell dringender, denn je auf Spenden, Paten oder Fördermitglieder angewiesen. Nur so können die Tierheime den unzähligen Hunden, Katzen, kleinen Heimtieren, Vögeln und Reptilien auch in Zukunft eine sichere Zuflucht bieten, bis diese im besten Fall in ein „Für-immer-Zuhause“ umziehen dürfen. „Bis die Politik reagiert, können wir nicht warten. Daher gilt es jetzt zu handeln“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
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