Es ist schon verrückt, mit welcher Kreativität im Bau- und Immobilienbereich auch heute, im Jahr 2019, noch nach Gründen gesucht wird, warum der nachhaltige Weg nicht geht.
Dr. Christine Lemaitre
Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V
Dabei fehlt den vorgebrachten Argumenten in der Regel die inhaltliche Grundlage. Etwa, dass das nachhaltige Bauen zu teuer und weit weg von der heute üblichen Baupraxis ist. Wer sich schon um die Energieeffizienz kümmert, müsse doch nicht mehr machen. Und die gesetzlichen Anforderungen einzuhalten, reiche doch auch aus.
Nein, das tut es nicht, zumindest wenn wir in Sachen Klimaschutz wirklich etwas erreichen wollen! Und das ist bei Weitem nicht das einzige Thema, um das es sich beim nachhaltigen Bauen dreht. Klar geht es auch um ökologische Kriterien wie zum Beispiel einen geringen CO2-Fußabdruck, die Vermeidung von Risiko- und Schadstoffen oder eine ressourcenschonende, bestenfalls kreislauffähige Materialwahl.
Doch was viele weniger im Blick haben: Wer nachhaltig baut, baut für Menschen. So fördert ein nachhaltiges Gebäude die Gesundheit, den Komfort und das Wohlbefinden seiner Nutzer. Dabei geht es um eine hohe Qualität der Innenraumluft, viel Tageslicht, eine gute Akustik, einen hohen thermischen Komfort zu jeder Jahreszeit und vieles mehr. Wenn man bedenkt, dass wir uns bis zu 90 Prozent unserer Zeit in Räumen aufhalten, ist das ein Aspekt, der nicht hoch genug bewertet werden kann.
Und auch für den Geldbeutel lohnt sich eine nachhaltige Bauweise.
Und auch für den Geldbeutel lohnt sich eine nachhaltige Bauweise. Schließlich sind die Kosten, die über den Lebenszyklus eines Gebäudes von 50 und mehr Jahren anfallen, deutlich reduziert. So sparen Gebäudeeigentümer beispielsweise bei den Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung ihrer Immobilie. Wer dazu noch an eine hohe Umnutzungsfähigkeit, etwa über eine hohe Flexibilität der Grundrisse, denkt, kann langfristig mit einer hohen Werthaltigkeit rechnen.
Praktisch möglich wird das beispielsweise, wenn man ein Bauprojekt zertifizieren lässt. Systeme wie das der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) können mit ihrer Vielzahl an Kriterien als Planungs- und Optimierungstool eingesetzt werden, um all die Dinge zu beachten, die die Nachhaltigkeitsqualität eines Gebäudes positiv beeinflussen. Die besten Ergebnisse erzielt, wer sich schon ganz zu Beginn mit den diversen Themen auseinandersetzt und für sein individuelles Projekt informiert und damit richtige Entscheidungen trifft.
Viele Tausend Gebäude haben bereits vorgemacht, dass es geht. Sie haben sich nicht verleiten lassen von der Variante „billig und schnell“. Dokumentiert über ein Zertifikat in Platin, Gold oder Silber machen sie transparent nachvollziehbar, was bei ihnen in puncto Nachhaltigkeit richtig gemacht wurde. Dabei handelt es sich übrigens nicht nur um Leuchtturm-Gewerbeprojekte in den großen Metropolen. Auch zahlreiche Wohngebäude, Schulen, Kulturstätten und viele mehr wurden bereits von der Non-Profit-Organisation zertifiziert.
Die Inhalte der DGNB Zertifizierung und damit auch das Wissen über die entsprechenden Anforderungen sind übrigens kostenfrei online verfügbar. Damit hängt nachhaltiges Bauen letztlich hauptsächlich am Willen des Bauherrn oder Investors und der durch sie wahrgenommenen Verantwortung für Mensch und Umwelt. Wirklich fundierte Gründe, die gegen eine nachhaltige Bauweise sprechen, lassen sich jedenfalls schwer finden. ′
INFORMATION
Erfahren Sie jetzt mehr über die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.unter www.dgnb.de