Das Bauen und Wohnen mit Holz und Materialien natürlichen Ursprungs reicht weit in die Geschichte der Menschheit zurück. Heute ist das ökologische Bauen nicht nur aus Umwelt- und Klimaschutzgründen im Aufwind.
Beispiel 1 – Leichtgewichte: Übers Dach in den Innenhof
Im Innenhof der Hamburger Reinholdstraße 2a-2b ist im Herbst 2017 auf der Grundfläche einer abgetragenen Tischlerwerkstatt ein zweigeschossiger Neubau mit 12 je 21 Quadratmeter messenden Studentenwohnungen fertiggestellt worden. Die Architekten hatten den Baukörper in vorgefertigten Raummodulen konzipiert – aus Holz. Weil der einzige Zugang zur Baustelle ein zweieinhalb mal zweieinhalb Meter messender Torweg war, wurden die aus Brettsperrholz vorgefertigten, mit Zellulose gedämmten und einer Lärchenholzfassade versehenen Module mit einem Kran über das viergeschossige Vorderhaus in den Innenhof gehoben. Und weil Bauteile aus nachwachsenden Rohstoffen weniger Gewicht auf die Waage bringen als solche aus mineralischen, enthielten die Module bereits festmontierte Möbel, komplette Küchen und in den Bädern Dusche, WC und Heizkörper.
Beispiel 2 – Regional und autark: Traumhaus aus Holz
Im bayerischen Hemau bezog im Dezember 2018 ein privater Bauherr sein Traumhaus – errichtet in Holzbauweise aus vorgefertigten Elementen. Für den Neubau mit 294 Quadratmetern Nutzfläche kamen ab Oberkante der Bodenplatte ausschließlich nachwachsende Rohstoffe aus dem 20-Kilometer-Umfeld zum Einsatz. Beispielsweise wurde auf den zellulosegedämmten Innenböden ein Eichenparkett verlegt, die Außenwände mit dreifachverglasten Fichtenholzfenstern erhielten eine Fassade aus unbehandeltem Fichtenholz, das Dach wurde mit Lärchenholzschindeln eingedeckt. Beheizt wird das Haus mit Erdwärme; die elektrischen Anlagen werden mit selbst erzeugtem Solar-Strom betrieben.
Mit Bauwerken aus Holz das Klima schützen?
Das funktioniert tatsächlich, denn das vom wachsenden Baum aufgenommene Kohlendioxid bleibt auch im verarbeiteten Holz während der gesamten Nutzungsdauer gespeichert. Für die Erzeugung des Bauholzes wird deutlich weniger Energie benötigt als für die Produktion von Stahl, Beton oder Glas. Finden nachwachsende Rohstoffe auch bei Dämmung und Innen-Ausstattung Verwendung, so ist das Bauwerk nach Gebrauchsende vollständig rückbaubar, und seine Bestandteile sind wiederverwendungsfähig bzw. kompostierbar.
Wie aufwändig sind Brand- und Holzschutz bei Bauten aus nachwachsenden Rohstoffen?
Ein- und mehrgeschossige Holzhäuser müssen die geltenden Brandschutzanforderungen erfüllen. Das Risiko einer Brandentstehung in einem Gebäude in Holzbauweise ist nicht größer als bei anderen Konstruktionen. Im Übrigen bleibt die Standsicherheit einer Holzkonstruktion im Brandfall mindestens ebenso lange gewahrt wie bei einer gleich starken Konstruktion aus Stahlträgern. Denn die Verkohlung des Holzes entzieht den Flammen den Sauerstoff, so dass die entstehende Holzkohleschicht an der Oberfläche zunächst wie eine brandhemmende Schutzschicht wirkt. Holz entwickelt außerdem deutlich weniger giftige Brandgase als andere Baustoffe.
Holzbaukonstruktionen benötigen keinen vorbeugenden chemischen Holzschutz gegen Feuchtigkeit. Für Bauzwecke vorgesehenes Holz wird bereits bei der Bearbeitung einem baulich-konstruktiven Holzschutz unterzogen. Ungestrichenes Holz bildet eine zusätzliche Schutzschicht durch Vergrauen. Alternativ kann ein Anstrich mit Farben auf natürlicher Grundlage vorgenommen werden.
Welche natürlichen Materialien eignen sich für Dämmung und Innengestaltung?
Geeignet sind Dämmstoffe aus Schafwolle, Stroh, Kork, Flachs, Hanf oder Jute, aus Holzfasern, Holzspänen, Holzwolle, aus Schilf, Seegras oder Zellulose. Sie punkten mit geringer Wärmeleitfähigkeit, hoher spezifischer Wärmekapazität, die den Wärmeeintrag im Sommer vermindert, und der Fähigkeit, Feuchtigkeit zu transportieren oder zeitweise zu binden, ohne an Dämmkraft einzubüßen.
Als natürliche Bodenbeläge eignen sich neben Holz und Linoleum auch Beläge aus Sisal oder Kokos, Teppiche aus Baumwolle, Schurwolle von Schaf und Ziege, Hanf oder Jute. Sie sind strapazierfähig, gesundheits- und umweltverträglich.
Die Vorteile beim Bauen und Wohnen mit Holz und natürlichen Rohstoffen auf einen Blick:
- Holzbauten erlauben in dicht besiedelten Quartieren Aufstockungen und Lückenschließungen – ein Plus angesichts knappen Wohnraums.
- Die Verwendung von zertifiziertem, nachhaltig und regional produziertem Holz minimiert den Einsatz „grauer Energie“ für Materialherstellung, Transport und Konstruktion.
- Baumaterialien aus nachwachsenden und natürlichen Ausgangsstoffen lassen sich CO2-arm produzieren und sind vollständig wiederverwendbar oder kompostierbar.
- Holz ist bei hoher Tragfähigkeit relativ leicht. Einzelne Elemente und ganze Raummodule lassen sich leicht vorproduzieren. Das verringert die Lagerflächen auf der Baustelle und verkürzt die Bauzeiten.
- Holzhäuser entsprechen wie konventionelle Bauten den heutigen Energiestandards.
- Ihre Lebensdauer ist vergleichbar mit der Lebensdauer herkömmlicher Bauten.
- Neben Holz sorgen natürliche Dämmstoffe und Bodenbeläge für ein angenehmes Raumklima.
- Ökologisches Bauen trägt zum Schutz von Umwelt und Klima bei.
Sie möchten mehr erfahren?
www.kiwuh.de // bauinformation.fnr.de // referenzbauten.fnr.de
Leichtgewicht: Die voll ausgestatteten Lärchenholzmodule für dieses Hamburger Studentenwohnhaus wurden mit einem Kran über das Vorderhaus in den Innenhof gehoben. Das vergleichsweise geringe Gewicht der natürlichen Baustoffe war hierbei von Vorteil.
Regional: Für den Bau dieses Einfamilienhauses im bayerischen Hemau kam ausschließlich Holz aus einem 20-Kilometer-Radius im Umfeld des Bauherrn zum Einsatz. Für alle Bauteile oberhalb der Bodenplatte wurden nachwachsende Rohstoffe verwendet.