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Home » SAVE THE PLANET » Auslaufmodell: Tierleid in der Mode
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Es gibt Wörter im Sprachgebrauch, über deren Bedeutung wir nicht nachdenken: Nutztier ist so ein Beispiel. Irgendwann einmal haben wir einigen Tierspezies die Rolle zugewiesen, dass wir sie (be)nutzen dürfen. Seitdem spricht man nicht mehr von Kühen, von Schweinen, Gänsen oder Schafen – sondern von Nutztieren.

Diese Tiere werden gezüchtet, gemästet, gerupft, geschoren und getötet, um für uns einen Nutzen zu haben. Wer jetzt aus Mitgefühl den Tieren den Wechsel vom reinen Objekt zum Subjekt vollziehen möchte, hat es gerade in der Modebranche nicht so einfach. Denn einem Merinopullover ist nicht anzusehen, unter welchen Bedingungen der Transfer der Merinowolle vom früheren Besitzer (Schaf) hin zum neuen Besitzer (Menschen) stattgefunden hat. Viele folgen der Sichtweise: „Tut doch bestimmt keinem weh.“

Leon Paul Rein

Textiles Campaigner bei VIER PFOTEN Deutschland

Doch ein genauerer Blick auf die Produktionsbedingungen ist schmerzhaft: Mehr als fünf Milliarden Tiere werden jährlich für die Modeindustrie genutzt – viele von ihnen leiden unter grausamen Praktiken und niedrigen Tierschutzstandards. So ist Schafwolle eines der am häufigsten verwendeten tierischen Materialien in der Modeindustrie.

Doch von einer der grausamsten Praktiken bei Wollprodukten, der als Mulesing bezeichneten Lämmerverstümmelung, haben viele noch nie etwas gehört: Mulesing ist die Verstümmelung von Merino-Lämmern – eine blutige Prozedur, die ausschließlich im weltweit größten Wollproduktions- und Exportland Australien angewendet wird. Dabei werden den Lämmern ohne notwendige Betäubung große Hautstreifen rund um das Gesäß abgeschnitten. Ziel ist es, einem Befall durch Schmeißfliegen vorzubeugen, die ihre fleischfressenden Larven in die Hautfalten der Schafe legen. Diese Hautfalten sind das Ergebnis gezielter Zucht, um die Hautfläche und damit den Wollertrag zu vergrößern. Insbesondere das Hinterteil des Schafs ist hierbei ein empfindlicher Bereich, weshalb der Eingriff dort vorgenommen wird. Wir schätzen, dass mehr als zehn Millionen Lämmer jedes Jahr auf diese brutale Weise verstümmelt werden – das sind durchschnittlich 19 Lämmer pro Minute. Neben unerträglichen Schmerzen sterben schätzungsweise 400.000 Lämmer jährlich an den Folgen der Verstümmelung aufgrund schlechter Nachsorge. Dabei gibt es längst schmerzfreiere und wirksamere Methoden – etwa die Züchtung von Tieren mit weniger Hautfalten, die gegen den Fliegenmadenbefall resistent sind und so ohne Verstümmelung auskommen, dabei aber genauso viel Wolle liefern können wie ihre überzüchteten Artgenossen. Wer hier über den Nutztiertellerrand hinaus in Richtung Tierwohl blicken möchte, dem sei angeraten, Alternativen zu nutzen oder beim Kauf neuer Wollartikel zumindest auf Tierwohl-Siegeln wie RWS, NATIVA™ oder ZQ Merino Ausschau zu achten. Diese schließen zumindest aus, dass die Wolle in Verbindung mit Mulesing steht.

Jetzt Lämmerverstümmelung stoppen!

Wir brauchen jede Unterschrift, um diese Tierquälerei endlich zu beenden.
Ihre Stimme gegen die brutale Verstümmelungspraxis.

Pelz – ein Thema, das unter die Haut geht

Noch immer rückt man Millionen Tieren wegen unserer Eitelkeit auf den Pelz. Es gibt keinen Pelz, der tierfreundlich produziert wird. Auch die Zertifizierungsprogramme der Pelzindustrie bieten keine höheren Tierschutzstandards, sondern sind Ablenkungsmanöver von grausamster Tierqual. Auf Pelzfarmen verbringen Wildtiere wie Nerze, Marderhunde und Füchse ihr ganzes Leben in Käfigen mit Drahtgitterböden, die ihnen jede Möglichkeit nehmen, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben – nur um dann durch Vergasung oder anale Elektroschocks getötet zu werden. Das gilt auch für die Pelzapplikation am Wintermantel oder den Bommel an der Mütze. Pelzprodukte sind ein No-Go. Punkt.

Foto: VIER PFOTEN | Fred Dott

Daunen – „gans“ und gar nicht ohne Tierleid

Die Vorstellung, dass Gänse die zigtausenden Tonnen ihrer Daunen ganz natürlich bei der Mauser verlieren, ist ein Wunschbild. In der Realität stammen Daunen für Outdoor-Bekleidung, Decken und ähnliche Produkte oft von Gänsen und Enten aus Massentierhaltung.

Es gibt bei Gänsefarmen in China, Polen und Ungarn immer wieder stichhaltige Berichte über Lebendrupf: Gänsen werden die Daunen brutal und ohne Schmerzlinderung herausgerissen, was oft zu Verletzungen, Knochenbrüchen und manchmal sogar zum Tod führt.

Foto: VIER PFOTEN | Fred Dott

Da die Daunen jedes Mal feiner nachwachsen, besteht für die Züchter:innen ein Anreiz, sie alle fünf bis sechs Wochen zu rupfen. Für Modeunternehmen und Konsument:innen ist der Umstieg auf recycelte Daunen und nichttierische Alternativen der einzige Weg, Tierleid mit Sicherheit auszuschließen.

Die Modebranche: Noch viel Luft nach oben.

Die Modemarken wissen aufgrund der unübersichtlichen globalen Lieferketten oft nicht, woher ihre verwendeten Materialien stammen – geschweige denn, wie es den Tieren in ihren Lieferketten geht. Die Einhaltung hoher Tierwohlstandards hat bei vielen in der Modebranche noch einen viel zu geringen Stellenwert.

Hier können Zertifikate ein wichtiger Teil der Lösung sein, aber kein Allheilmittel. Es gibt zu viele Lücken in Tierwohl-Zertifikaten, etwa bei Langstrecken-Tiertransporten, Schlachtung und auch Schmerzmittelverwendung. Unternehmen müssen ihre Lieferketten transparent machen, insbesondere unter dem Aspekt des Tierwohls. Sie sollten ihre tierischen Materialien mit robusten Tierwohlstandards zertifizieren, deren Einsatz reduzieren und gleichzeitig mit ihren Lieferanten sowie den Zertifizierern an Tierwohl-Verbesserungen arbeiten.

Warum 1,5 Millionen EU-Bürger für ein Pelzverbot gestimmt haben

Die Realität auf Pelzfarmen in Europa

Was können Konsument:innen tun?

Verbraucher:innen sind gefragt, die sich etwa mithilfe von unserem Markenkompass zunächst informieren und dann auch Kritik üben. Jeder kann Marken anschreiben oder bei Initiativen zur Verbesserung von Standards unterstützen – etwa mit unserer Petition gegen Lämmerverstümmelung (Mulesing).

Je präsenter Tierwohl in der Mode wird und je entschiedener Konsument:innen sich gegen Tierleid positionieren, desto eher fühlen sich Industrie und Politik in der Verantwortung, etwas zu unternehmen. Und das ist auch bitter nötig, denn ein Schaf ist eben kein reines Nutztier zum Ausbeuten, sondern ein Lebewesen mit Gefühlen, Bedürfnissen und einem Schmerzempfinden.

Weitere Informationen zu unseren Kampagnen & Themen rundum Tierleid in der Mode
finden Sie auf unserer Website:

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