Madeleine Alizadeh, bekannt als dariadaria, klärt auf ihren Social-Media-Kanälen über gesellschaftliche Themen auf und inspiriert dabei Hunderttausende Follower, besser zum Planeten und zu sich selbst zu sein. Im Interview spricht sie über Engagement.
Du bist Unternehmerin, Autorin und Aktivistin. Wofür machst du dich stark?
Für alles, was in meinen Augen unter das Thema Gerechtigkeit fällt. Das sind bei mir vor allem die Themen Feminismus, Rassismus und Umweltschutz.
Seitdem du dein Buch „Starkes weiches Herz“ geschrieben hast, scheinen sich die Krisen noch vervielfacht zu haben. Gilt dein Grundsatz, dass man mit Mut und Liebe die Welt verändern kann, noch immer? Wie kann es gelingen?
Es wäre zu vereinfacht zu sagen, dass es nur Mut und Liebe braucht, da gehört natürlich mehr Kontext dazu. Es braucht politisches Engagement, eine Zivilgesellschaft, die nicht wegsieht, aber vor allem strukturelle Veränderung, die nur aus der Politik kommen kann.
Madeleine Darya Alizadeh
Entrepreneur
Founder @dariadeh
Dog mom @malamarianne
FOTO: Maria Noisternig
Von Europa aus beobachten wir die mutigen Frauen und Mädchen (und Männer und Jungen) im Iran, die für ihren Wunsch nach einem selbstbestimmte(re)n Leben ihr eigenes Leben riskieren. Du selbst hast zu einem Teil iranische Wurzeln. Was sind deine Gedanken, wenn du Berichte über die Lage dort siehst?
Ich bin traurig, wütend und fassungslos. Die Willkür der staatlichen Gewalt ist unbeschreiblich und es tut mir im Herzen weh mitanzusehen, was so vielen Menschen im Iran in diesen Minuten widerfährt.
Was können wir von hier aus tun, um den Menschen im Iran zu helfen?
Sich solidarisch zeigen, nicht wegsehen, die zahlreichen Petitionen, die es inzwischen an den Bundestag, aber auch an internationale Regierungen gibt, unterzeichnen
Nicht nur der Iran, die ganze Welt ist in Aufruhr. Sogar das für lange Zeit so ruhige Europa ist mit Problemen konfrontiert, die noch vor Kurzem für viele weit weg schienen, zum Beispiel durch den Klimawandel oder das Erstarken der extremen Rechten. Auch Antisemitismus flammt zunehmend wieder auf. Wie begegnet man dem? Kann man etwas gegen das Gefühl der Ohnmacht tun?
Es wäre populistisch zu behaupten, ich hätte ein Rezept gegen die Ohnmacht. Ich glaube, wir alle fühlen uns ohnmächtig, und bis zu einem gewissen Grad zeigt das ja auch, dass es uns nicht egal ist. Ich glaube, es ist dennoch wichtig, die eigene mentale Gesundheit zu schützen, und zwar das zu tun, was einem möglich ist, aber auch bewusst die eigene emotionale Unversehrtheit zu schützen, wenn es notwendig ist.
Wie kommt man ins Handeln? Wie können sich Einzelne engagieren?
Es gibt so viele gute und wichtige Initiativen, die man supporten kann. Sei es auf Demos gehen, Petitionen unterzeichnen, Posts von Aktivist:innen auf den sozialen Medien teilen. Die Zivilgesellschaft ist gerade sehr aktiv, und das ist wichtig. Nichtsdestotrotz braucht es aber strukturelle Veränderung, und die muss aus der Politik kommen. Das bedeutet: die richtigen Parteien wählen und diese Parteien auffordern, das Richtige zu tun.