Wie stellst Du Dir eine lebenswerte Zukunft für uns alle vor?
Eine Zukunft stelle ich mir mehr im Sinne des Gemeinwohls vor. Es gibt ein Konzept namens Gemeinwohlökonomie. Es beinhaltet ein ethisches Wirtschaftsmodell, bei dem das Wohl von Mensch und Umwelt oberstes Ziel ist. Es versteht sich als eine Alternative zum aktuellen kapitalistischen System. Es geht darum, durch eine wirtschaftliche Tätigkeit nicht Unmengen an Geld zu horten, sondern um den Gemeinwohl zu dienen. Man kann in diesem System natürlich Geld und viel Geld verdienen. Aber man überlässt eben einen Teil davon der Gesellschaft, um damit Gutes zu tun.
Nachhaltige Ernährung oder Green Food sind sehr weit umfassende Begriffe. Was genau bedeuten sie für Dich?
Grüne Ernährung ist für mich eine, die Natur und Tier respektiert. Da spielt für mich der ethische Grund eine Rolle, keine Tiere zu essen. Aus ökologischer Sicht ist es wichtig, in wieweit meine Ernährung einen Einfluss auf meinen Treibhausgas-Fußabdruck hat. Das lokale Einkaufen spielt wegen des Transports nur zu sechs Prozent eine Rolle. Andere Faktoren sind relevanter. Eine Oxfordstudie aus dem vergangenen Jahr hat belegt, dass pflanzliche Ernährung im Gegensatz zur tierischen am besten für die Umwelt ist. Fleisch- und Milchprodukte aus dem Speiseplan zu streichen, ist der effektivste Weg, um den dringend notwendigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Denn ihre Produktion ist meist mit einem bedeutend höheren Ressourcenverbrauch verbunden.
Worauf sollte jeder beim Lebensmitteleinkauf achten, der sich möglichst umweltschonend ernähren möchte?
Ich kaufe gern saisonal und am liebsten jeden Samstag auf einem Bauernmarkt. Ich unterstütze möglichst kleine Betriebe und in Supermarktketten kaufe ich wenn dann nur Bioprodukte, wobei ich den Biosupermarkt bevorzuge. Wichtig ist außerdem, Verschwendung vorzubeugen. Viele Lebensmittel landen im Müll. Entweder bevor sie überhaupt in den Laden kommen oder aus unserem Kühlschrank. Wer nicht sofort auf tierische Lebensmittel verzichten möchte, kann vielleicht zu 80 Prozent auf pflanzliche und nur zu 20 Prozent auf tierische Lebensmittel zurückgreifen.
Würdest Du sagen, dass nachhaltige Ernährung automatisch kostspieliger ist?
Nicht, wenn man ein paar Faktoren beachtet. Ich esse fast nur frisches Obst, Gemüse und Getreide. Das ist extrem billig. Günstig wird es also bei frisch, vegan und unverpackt. Teuer dagegen bei Biofleisch und Biofertigprodukten.
Wann und warum hast Du damit begonnen, Dich intensiv mit Deiner Ernährung und ihrer Herkunft zu beschäftigen und welches Ziel hast Du damit verfolgt?
Ich habe mich fünf Jahre lang intensiv damit beschäftigt. Ich habe viele Dokus dazu gesehen und erkannt, wie komplex die Lebensmittelindustrie ist. Ich kaufe zum Beispiel auch deshalb viel Bio, weil ich keine Pestizide auf meinem Obst haben möchte. Es soll sich außerdem nichts auf meinem Teller befinden, für das Natur und Tiere ausgebeutet wurden.
Du lebst seit einigen Jahren vegan – gab es dafür einen Auslöser?
Ich war früher eigentlich eher gegen veganes Leben und hatte viele Vorurteile. Ich mochte Veganerinnen gar nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich selbst mal eine werde. Mein Auslöser war die Doku Earthlings über den Konsum von Fleisch und die Nutzhaltung von Tieren. Danach aß ich mittags noch ein Steak und von da an nur noch vegan.
Viele Menschen tun sich damit schwer, alte, schädliche Ess- Gewohnheiten abzulegen. Hast du Tipps, wie man Schritt für Schritt seine Ernährung im Alltag umwelt- und tierfreundlicher gestalten kann?
Es ist generell schwer, eine alte Gewohnheit abzulegen beziehungsweise eine neue zu entwickeln. Wichtig ist, dass man sich zwei Monate an die neue Gewohnheit hält. Dann ist sie etabliert und super easy. Ich empfehle, klein anzufangen. Man muss zum Beispiel nicht radikal auf Fleisch verzichten, sondern startet erstmal einmal pro Woche oder Monat damit. Langfristig versucht man dann, ganz darauf zu verzichten.
Gut ist auch, mehr Rezepte zu studieren oder entsprechende Gerichte im Restaurant zu bestellen. So lernt man leicht, wie man sich gesund und pflanzlich ernährt. Ein Bauernmarkt kann total schön sein. Hier entdeckt man saisonales Obst und Gemüse. Viele Menschen wissen gar nicht mehr, was saisonal angeboten wird. Cool ist auch Mealplanning. Anfang der Woche schaut man, was man die nächsten Tage kochen möchte. Vorgekochte, fertige Mahlzeiten bewahrt man im Kühlschrank. Reis oder Hirse lassen sich als gute Beilagen fertig kochen. Für all das braucht es keinen großen Aufwand.
Deine Top 3 Tipps für eine umweltschonende Ernährung?
Weniger Fertigprodukte. Je verpackungsfreier ein Lebensmittel ist, desto frischer und umweltfreundlicher ist es. Ein paar Monate lang ausschließlich saisonales Obst und Gemüse essen. Weniger bis gar kein Fleisch zu sich nehmen.