Viele der Lebensmittel, die wir täglich konsumieren, unsere Kleidung, Smartphones und andere Güter des täglichen Lebens schaffen – zugespitzt formuliert – Umweltprobleme.
Solange die Produkte nicht in vollständigen Kreisläufen hergestellt, genutzt und entsorgt werden, belasten sie die Ressourcen Wasser, Boden und Luft – und haben damit Wechselwirkungen auf Menschen und Arbeitsplätze. Die Problematik rückt auch der Weltwassertag am 22. März 2016 unter dem Motto „Wasser und Arbeitsplätze“ in den Mittelpunkt.
Die Ressource Wasser ist ein zentrales Element vieler Produktionsprozesse. So benötigt die Produktion eines einzigen PCs mit Monitor circa 20 Kubikmeter Wasser. Durch hohen Wasserverbrauch im Baumwollanbau entsteht Konkurrenz um Ressourcen. Bei der Textilveredlung, bei der oft prekäre Arbeitsbedingungen herrschen, sind der hohe Abwasseranfall und die Belastung des Abwassers mit zum Teil schwer abbaubaren Chemikalien besonders umweltrelevant.
Die Verantwortung für nachhaltigen Konsum darf nicht einseitig beim Verbraucher liegen.
Um die negativen ökologischen und sozialen Aspekte unseres Konsums zu reduzieren, muss er nachhaltiger werden. Zwar achten zwei Drittel der Verbraucher auf die Nachhaltigkeit von Produkten, wie eine Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands zeigt. In der Praxis aber scheitern sie häufig an mangelnden Informationen, an zu hohen Preisen oder an der Verfügbarkeit nachhaltig hergestellter Produkte.
Allerdings: Verbraucher allein können es nicht richten. Die Verantwortung für nachhaltigen Konsum darf nicht einseitig bei ihnen liegen. Sollen mehr nachhaltig produzierte Güter gekauft werden, muss die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für ein nachhaltigeres Angebot, mehr Transparenz und Informationen schaffen und Unternehmen verpflichten, über die Umwelt- und Sozialbedingungen in ihren Lieferketten regelmäßig zu berichten.
Das muss für Textilien genauso gelten wie für Lebensmittel oder elektronische Geräte. Geräte müssen zudem möglichst lange nutzbar sein, man muss sie reparieren, Teile austauschen und recyceln können.
Soll nachhaltiger Konsum einfacher werden, geht es auch um Preissignale – Preise müssen die wahren Produktionskosten abbilden. Nachhaltige Güter müssen perspektivisch preiswerter werden und einen klaren Vorteil gegenüber nicht nachhaltigen Gütern bieten.
Dafür braucht es ein markantes und staatlich anerkanntes Siegel für nachhaltig produzierte Güter. Bleibt die Frage, wie wir Fortschritte beim nachhaltigen Konsum anhand klarer Kriterien messbar machen können. Auch hier ist die Politik gefragt. Nur durch verbindliche Vorgaben kann nachhaltiger Konsum von der Nische in die Breite gelangen.
Mit dem kürzlich beschlossenen Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum formuliert die Bundesregierung das richtige Ziel: Wir müssen heute so konsumieren, dass auch künftige Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden. Konkrete Maßnahmen gibt es im Programm jedoch nur vereinzelt. Meistens ist die Rede von Bildung, Dialog, Diskussion und Forschung.
Viele bereits bekannte Maßnahmen, an denen die Bundesregierung ohnehin arbeitet, finden sich wieder: etwa die Ernährungsbildung in Kitas und Schulen, die Tierwohl-Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft oder die Fortführung der Hightech-Strategie. Damit wird das Programm dem nachhaltigen Konsum nur wenig auf die Sprünge helfen.
Konkrete Vorhaben wie Gesetzesinitiativen, Selbstverpflichtungen der Wirtschaft oder ökonomische Anreize: Fehlanzeige. Insgesamt bleibt offen, wie und wann die Ziele der Bundesregierung beim nachhaltigen Konsum erreicht werden sollen. Das Programm muss mit Leben gefüllt werden – damit auch künftige Generationen von einer lebenswerten Umwelt profitieren.