Der Gothaer Konzern setzt sich ehrgeizige Ziele: Mit der neuen Initiative 500-50-5 sollen 500 Unternehmerkund*innen in 5 Jahren 50 Prozent ihres CO₂-Ausstoßes einsparen: Doch mit der Initiative geht es dem Mittelstandsversicherer um mehr, als die Kunden auf dem Weg in die Klimaneutralität zu begleiten. Im Interview erläutert Thomas Bischof, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine Versicherung AG die Initiative, nachhaltige Gewerbeversicherungen und die Rolle eines Versicherers in der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.
Ende 2021 haben Sie ihre Mittelstandsinitiative „500-50-5 – Energiewende im Mittelstand“ vorgestellt. Was steckt dahinter?
Bis 2030 sollen jährlich 33 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen eingespart werden. Damit stehen die Gesellschaft und auch der deutsche Mittelstand vor einer Mammutaufgabe. Doch diese enorme Anforderung birgt für KMU auch die Chance, über den Klimaschutz die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens zu stärken. Mit unserer Initiative wollen wir dem Mittelstand helfen, zügig Klimaneutralität zu erreichen und einen nachhaltigen Beitrag zur Klimawende zu leisten.
Was treibt den Mittelstand bei der Energiewende?
40 Prozent der befragten Unternehmen wollen laut unserer KMU-Studie ihren CO₂-Ausstoß in den kommenden Jahren senken. Doch nur 16 Prozent der Mittelständler kennen ihren aktuellen CO₂-Fußabdruck überhaupt. Wir sind überzeugt, dass die Berechnung des CO₂-Ausstoßes für unsere Unternehmerkund*innen der Startpunkt in eine nachhaltige Zukunft ist. Deswegen bieten wir unseren über 370.000 Bestandskund*innen eine erste Beratung und den Zugang zu der digitalen Plattform Cozero für die jährliche Erfassung ihrer Emissionen und die Analyse ihres CO₂-Fußabdrucks kostenlos an. Aus der Analyse leiten wir dann Maßnahmen zur Reduktion ab und bieten über ein großes Netzwerk an Experten Unterstützung bei der Umsetzung.
Wie spiegelt sich Nachhaltigkeit in ihren Gewerbeprodukten wieder?
Ein zentrales Element unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist die Einbindung von Deckungsbausteinen in unseren Produkten, die Klimaneutralität fördern. Nachhaltigkeit in der Versicherung ist ein starkes Verkaufsargument, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Uns ist dabei die Etablierung von schadenvorbeugenden Maßnahmen wichtig, denn es ist am nachhaltigsten, wenn ein Schaden gar nicht erst entsteht. Kommt es trotz Prävention zu einem Schaden, ist dann eine nachhaltige Regulierung von enormer Bedeutung. Wir bieten in unseren Gewerbeversicherungsprodukten nachhaltige Zusatzelemente, die einen schnellen Mehrwert schaffen. Das sind sowohl nachhaltige Deckungsbausteine, aber auch Leistungen, die über den reinen Versicherungsschutz hinausgehen.
Entspringt die Idee Ihrem Anspruch, führender Partner für den Mittelstand zu sein?
Ja, genau. Wir kennen nicht nur die Risiken, sondern auch die Herausforderungen von KMU sehr gut. Und das ist aktuell neben der Digitalisierung und den daraus resultierenden Gefahren – Stichwort Cyber-Angriffe – sowie dem Fachkräftemangel vor allem der Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit in der Produktion sowie bei der Erbringung von Dienstleistungen rückt bei den Verbrauchern immer stärker in den Fokus, sie wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
Herr Bischof, was bedeutet Nachhaltigkeit für die Gothaer?
Wir wollen in Chancen denken und nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Dabei sehen wir drei Schwerpunkte: Erstens unser Kerngeschäft, also die Kapitalanlage und unsere Produkte und Dienstleistungen. Zweitens die Gothaer als Unternehmen, das heißt unser eigenes Umweltmanagement und wie wir uns als Arbeitgeber verhalten und drittens unsere Rolle in der Gesellschaft. Da wir glaubhaft nachhaltig sein wollen, gehen wir alle drei Bereiche an.
Der Klimawandel wird immer spürbarer und das Thema Nachhaltigkeit rückt immer weiter in den Fokus – auch für mittelständische Unternehmen. Für 78 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland hat das Thema mindestens eine moderate Relevanz. Als hoch relevant schätzen es aktuell bereits ein Viertel der Unternehmen ein. Mehr als jedes dritte Unternehmen – 34 Prozent – ist der Überzeugung, dass das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. Das geht aus der aktuellen Gothaer KMU-Studie hervor, in dessen Rahmen das Meinungsforschungsinstitut Heute & Morgen im Januar 2022 rund 1.000 Mittelständler*innen befragt hat.